14.02.2023
GEFA: Handelsbilanz 2022 mit Rekorddefizit
„Deutschland verlässt sich immer mehr darauf, dass andere Länder und Weltregionen für uns Lebensmittel produzieren“, sagt Hartmut Kretschmer, Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA). Nach den vorläufigen Zahlen zum Agrarexport des Jahres 2022 verstärkt sich der bereits seit Jahren zu verzeichnende negative Trend der Handelsbilanz der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Den deutschen Einfuhren in Höhe von 110,5 Mrd. Euro standen im vergangenen Jahr nur Ausfuhren im Wert von ca. 90,2 Mrd. Euro gegenüber. Das Rekorddefizit beträgt somit mehr als 20 Mrd. Euro. Dieses Defizit hat sich wertmäßig um ca. 18 % verschlechtert, mengenmäßig ist das Defizit um mehr als 34,3 % gestiegen.
Die jahrelangen Trends sinkender wert- und mengenmäßiger Handelsbilanzdefizite haben sich danach weiter verschärft. Es wurden die bisherigen Prognosen der GEFA noch deutlich übertroffen und neue, negative, Höchstwerte erreicht. Mit diesen Zahlen wird deutlich, dass sich Deutschland als agrarischer Gunststandort offensichtlich zunehmend aus der Versorgung der Weltbevölkerung verabschiedet. „Während die Welt nach wie vor mehr als 800 Millionen hungernde und ca. 2 Milliarden nicht bedarfsgerecht versorgte Menschen aufweist, sind aktuell eine deutliche Schwächung des Standorts Deutschland und ein rückläufiger Beitrag Deutschlands zur Nahrungsmittelsicherheit zu verzeichnen“, führt Kretschmer weiter aus.
Deutschland und die EU haben jedoch eine globale Mitverantwortung für die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln. Um diese wahrnehmen zu können, benötigen die Unternehmen der Branche endlich konsistente Initiativen des zuständigen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Sicherung des Standorts Deutschlands und zur Beschleunigung aktueller Marktöffnungsverfahren im Ausland.
Die Forderungen der Mitglieder der GEFA sind daher: Der agrarische Gunststandort Deutschland muss sowohl für die sichere Eigenversorgung im Land als auch in Hinblick auf seine Verantwortung für die Lebensmittelversorgung in der Welt gestärkt werden. Eine Schwächung des eigenen Standorts und / oder ein geringerer Beitrag zur Weltversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sind nicht weiter akzeptabel. Marktöffnungsverfahren und Initiativen zum freien Marktzugang müssen Priorität im politischen Handeln des BMEL bekommen. Die Verstärkung der Anstrengungen zur Weiterentwicklung des gesamten Welthandels hin zu nachhaltigen Produktionsverfahren statt zu nationalen Einzellösungen ist dringend erforderlich.Schließlich müssen die Instrumente der Exportförderung im Sinne der Standortsicherung für die Betriebe und Arbeitskräfte in Deutschland beibehalten werden, so die GEFA.
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