14.08.2024

Studie: Wertschätzung als Schlüssel zur Agrar- und Ernährungswende

Fehlende Wertschätzung wird als zentrales Hindernis für eine ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems wahrgenommen. Das zeigt eine Studie unter Leitung der Universität Hohenheim in Stuttgart. Notwendig seien eine höhere Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft für Lebensmittel, mehr Anerkennung für die Menschen, die sie produzieren, und eine größere Achtung für den Boden, der sie hervorbringt. Im Projekt „Öko-Valuation“ haben die Hohenheimer Forschenden gemeinsam mit der Universität Tübingen und der Agentur Ökonsult die ethischen Aspekte einer nachhaltigen Agrarwende untersucht. Das daraus entstandene Kursbuch „Landwirtschaft gemeinsam gestalten: Grundlagen, Methoden und Potentiale der Verständigung über Werte“ richtet sich an alle, die den Wandel zu einer dauerhaft zukunftsfähigen Landwirtschaft aktiv mitgestalten möchten.

Die Frage wie Nahrungsmittel nachhaltig produziert werden können, ohne bäuerliche Existenzen zu gefährden, sei hoch emotional und oft von Missverständnissen geprägt. „Die oft geforderte Versachlichung der Debatte allein reicht nicht aus“, betont Prof. Dr. Claudia Bieling vom Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft an der Universität Hohenheim. „Ebenso wichtig wie die Fakten sind Werte und Normen.“

Diese könnten nicht zur Sprache kommen, wenn man die Diskussion auf die Ebene der Tatsachen beschränke, ist auch Dr. Uta Eser vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen überzeugt: „Es geht darum die Absichten, Bedürfnisse, Werte und Normen aller Beteiligten anzuhören und zu verstehen. Erst dann kann die Diskussion darüber beginnen, welche Werte geteilt werden und wo es Unterschiede gibt.“

Verständigung über Werte

Das Projekt Öko-Valuation setzt genau hier an: „Unser Ziel ist es, den Dialog über ethische Fragen in der Landwirtschaft zu fördern und so den Umbau zu einem dauerhaft tragfähigen System zu stärken“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Bieling. „In der Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren in den Bio-Musterregionen Enzkreis und Heidenheim haben wir gesehen, dass eine Verständigung über Werte und Normen möglich ist und dazu beitragen kann, Brücken zwischen gegensätzlichen Positionen zu bauen.“

Dabei setzen die Forschenden auf einen offenen Austausch und die Anerkennung aller Beteiligten als gleichberechtigte Gesprächspartner:innen. In Workshops, Diskussionsrunden und Fotoaktionen wurden die unterschiedlichen Perspektiven und moralischen Überzeugungen der Beteiligten zur Sprache gebracht. Dabei stand nicht die Frage „Wer ist schuld?“ im Vordergrund, sondern „Wie sieht eine erstrebenswerte Zukunft aus und wer kann welche Verantwortung übernehmen?“ Detaillierte Ergebnisse der Studie finden Sie auf der Projektwebsite.
Studie: Wertschätzung als Schlüssel zur Agrar- und Ernährungswende
Foto/Grafik: Universität Hohenheim/Max Kovalenko
Wertschätzung ist ein Schlüsselbegriff, wenn es um die Zukunft der Landwirtschaft geht: für Lebensmittel, Menschen und Böden.
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