19.11.2024
DZG: Ausländische Arbeitskräfte stärken die deutsche Wirtschaft
Wenn die Eingliederung von Menschen aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt schnell und unkompliziert gelinge, stärke sie dauerhaft unser Sozialsystem und sichere den gesellschaftlichen Zusammenhalt, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag der Thinktank Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG). Der Dienstleistungssektor Gastwelt (Tourismus, Travel, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft) würde sich als
zweitgrößter Arbeitgeber Deutschlands geradezu anbieten, das Problem als zentraler Baustein zu lösen. Die größten Herausforderungen würden laut Studie in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und in bestehenden Sprachbarrieren liegen, so 750 befragte Führungskräfte. Dazu brauche es laut Fraunhofer-Expert:innen mehr Weiterbildungsangebote sowie eine Reform des Arbeitszeitsgesetzes. DZG-Vorstandschef Dr. Marcel Klinge macht sich zudem für eine systematische Integration mit Integrationsfonds nach österreischischem und kanadischem Vorbild stark.
Ausländische Arbeitskräfte sichern unseren Wohlstand
Vor allem im ländlichen Raum sind laut Bundesagentur für Arbeit (BA) mehr als 400.000 Einwanderer erforderlich, um den Fach- und Arbeitskräftemangel zu kompensieren und die deutsche Wirtschaft am Laufen zu halten. Allerdings kommen derzeit zu wenige qualifizierte ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland – im OECD-Vergleich 2023 rangiert die Bundesrepublik bei der Fachkräfte-Attraktivität nur noch auf Platz 15 (2019: Platz 12). Die Beschäftigungsquote bei Migranten, die sich länger im Land aufhalten, liegt aktuell bei lediglich 70 Prozent. DZG-Vorstandschef Klinge sagt: „Wenn wir als Land Menschen aus dem Ausland deutlich schneller und effektiver integrieren, kosten uns Migranten keine zig Milliarden, wie in der öffentlichen Debatte oftmals pauschal unterstellt, sondern bringen unserer Volkswirtschaft zusätzliches Wachstum und dem Staat dringend benötige Steuereinnahmen.“
Personallücke geht auf Kosten von Wertschöpfung und Steuereinnahmen
Laut Fraunhofer-IAO-Studie haben im größten Gastwelt-Sektor, der Hospitality (Gastgewerbe), über 40 Prozent der Beschäftigten eine Einwanderungsgeschichte, in der Gesamtwirtschaft trifft das lediglich auf 15 Prozent zu. Während die Gastwelt an der direkten Beschäftigung bundesweit einen Anteil von sechs bis sieben Prozent ausmacht, arbeiten hier bereits 12 Prozent der Geflüchteten. Das sind knapp 150.000 Personen, die nicht mehr in die sozialen Sicherungssysteme fallen. Für die öffentliche Hand würde dies Einsparungen von monatlich rund 150 Millionen Euro oder rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten, so eine Beispielrechnung des IAO.
Angesichts des demografischen Wandels brauche es aber mehr Menschen, um die Personallücke zu schließen und Steuereinnahmen stabil zu halten – tatsächlich fehlten dem gesamten Dienstleistungssektor aktuell zwischen 120.000 bis 145.000 Arbeitskräfte, allein in der Hospitality sind es mindestens 65.000 Mitarbeitende. Das Fraunhofer IAO geht davon aus, dass sich der Mangel mit dem Rückzug der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt bis Anfang der 2030er-Jahre auf bis zu 600.000 fehlende Beschäftigen erhöhen könnte.
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