"Geschichte" ist vorerst die MSC-Zertifizierung für den Nordsee-Seelachs. 2008 nahm Kai-Arne Schmidt (Foto: 2. v. r.) für die EG der Hochsee- und Kutterfischer das erste MSC-Zertifikat für eine deutsche Fischerei entgegen.
Foto/Grafik: Ash Smith/MSC
Betroffen sind Fischereien aus mehreren europäischen Ländern, darunter auch das deutsche Fischereiunternehmen Kutterfisch-Zentrale aus Cuxhaven.
Foto/Grafik: Ash Smith/MSC
Nordsee-Seelachs ist in vielen deutschen Supermärkten und Fischgeschäften zu finden, meistens als Tiefkühlfilet, jedoch auch als Frischfisch (Foto). Zum 30. Juni verliert die Fischerei ihre MSC-Zertifizierung.
Die Fischereien auf Nordsee-Seelachs werden trotz langjähriger Nachhaltigkeit das Siegel des Marine Stewardship Councils (MSC) für nachhaltige Fischerei zum 30. Juni 2025 verlieren, teilt der MSC mit. Betroffen sind Fischereien aus mehreren europäischen Ländern, darunter auch das deutsche Fischereiunternehmen Kutterfisch-Zentrale aus Cuxhaven. Insgesamt fangen diese Fischereien jährlich rund 45.000 t Nordsee-Seelachs. Ursächlich für den Verlust des MSC-Siegels sind eine veränderte wissenschaftliche Bestandsbewertung durch den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES), wonach die Bestandssituation des Pollachius virens in der Nordsee nicht mehr "im grünen Bereich" liegt, sowie ein anhaltend schwaches Wachstum im entsprechenden Bestand. Die Ursache für diese Wachstumsschwäche sei schwer zu definieren, doch die Wissenschaftler des ICES vermuten, dass die Meereserwärmung infolge des Klimawandels eine Rolle spiele. Die Fischereien hatten die Anforderungen an eine nachhaltige Befischung des Nordsee-Seelachsbestandes erfüllt, einschließlich einer Senkung der Fangmengen im Einklang mit den Empfehlungen der Wissenschaft.
Die Kutterfisch-Zentrale hatte im Oktober 2008 als erste deutsche Fischerei das MSC-Siegel erhalten, und zwar für den Seelachs. Seitdem wurde die Fischerei dreimal erfolgreich rezertifiziert. Dennoch reichen selbst ambitionierte Nachhaltigkeitsmaßnahmen inzwischen nicht mehr aus, wenn beispielsweise die Erwärmung des Meeres die Reproduktionsrate von Fischbeständen beeinträchtigt. Dies war bereits bei Dorsch und Hering in der Ostsee zu beobachten, außerdem beim Kabeljau in der Nordsee. Wie der Kabeljau bevorzugt der Seelachs kühle bis kalte Gewässer. Wissenschaftliche Daten zeigen jedoch, dass die Wassertemperatur im Nordatlantik in den letzten Jahren deutlich über dem Durchschnitt lag. Nordsee-Seelachs ist in vielen deutschen Supermärkten und Fischgeschäften zu finden, meistens als Tiefkühlfilet, jedoch auch als Frischfisch. Allerdings kann es sich auch um Seelachs aus anderen Nordatlantikgebieten handeln. In letzteren findet weiterhin MSC-zertifizierte nachhaltige Fischerei statt. Nach Angaben des Portals IntraFish dürfen weiterhin rund 275.000 t Seelachs aus dem Nordostatlantik das MSC-Label tragen. In Deutschland werden jährlich knapp 16.000 t Seelachs konsumiert. Der Fisch hat damit einen Anteil von etwa 1,5 % (2023) am Pro-Kopf-Konsum.