01.03.2022

'Lieferketten durch Ukraine-Krieg stark gefährdet'

Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure AG (Elvis) und der Mittelstandsverband Mittelstand.BVMW sehen immense Probleme für die Logistikbranche in Deutschland und Europa aufziehen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine könnte den Fahrermangel in einem Ausmaß verschärfen, dem viele Lieferketten nicht standhalten werden, befürchten beide Verbände. Es drohe ein Versorgungsengpass, der Industrie, Handel und Bevölkerung nachhaltig und empfindlich treffen könne.  'Dass wir in Deutschland seit Jahren mit einem eklatanten Fahrermangel zu kämpfen haben, ist hinlänglich bekannt. Dennoch gibt es bis heute keine belastbaren Lösungskonzepte für dieses Problem. Im Gegenteil: Die Regelungen des Mobilitätspakets, insbesondere die Rückkehrpflicht der eingesetzten Fahrzeuge an den Ort der Niederlassung, haben die Lage eher noch verschärft. Das könnte uns jetzt zum Verhängnis werden', sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der Elvis AG. Denn laut Mauterhebung wickeln osteuropäische Transportflotten weite Teile des Lkw-Verkehrs in Deutschland ab. Welchen Anteil ukrainische Fahrer daran haben, lässt sich nicht genau beziffern, da das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) deren Fahrleistung nicht gesondert erfasst. Ermittelbar ist hingegen der Anteil polnischer Lkw an der Fahrleistung in Deutschland. In der BAG-Statistik wird dieser mit 17,5 Prozent ausgewiesen, was mithin gut die Hälfte aller hierzulande von ausländischen Unternehmen durchgeführten Transporte bedeutet. Branchenintern bekannt ist darüber hinaus, dass viele in Polen beschäftigte Fahrer aus der Ukraine stammen. Das Gros dieser Lkw-Fahrer kann oder will seinem Beruf in der jetzigen Situation nicht mehr nachgehen. Entweder, weil die Männer im Rahmen der von Präsident Selenskyj angeordneten allgemeinen Mobilmachung zur Verteidigung ihres Heimatlandes einberufen wurden, oder zurückkehren, um ihre Familien zu unterstützen und in Sicherheit zu bringen.  Klaus Meyer, Vorsitzender der Fachkommission Logistik und Mobilität im BVMW, warnt: 'Wir reden hier von geschätzt 100.000 ukrainischen Fahrern, die sich aktuell allein in Polen aufhalten und den Transportunternehmen schon bald nicht mehr zur Verfügung stehen könnten. Das käme einem Aderlass gleich, der sich kaum kompensieren ließe.' Quelle & Bild: ELVIS / BVMW (März 2022)
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