25.08.2023

Öko-Test bemängelt Fettschadstoffe in Fischstäbchen

Die Verbraucherzeitschrift Öko-Test hat wieder einmal Fischstäbchen getestet und kommt zu einem durchwachsenen Ergebnis. Alle Produkte schnitten in der Verkostung mit "sehr gut" ab. Allerdings führe die Panade, die etwa ein Drittel des Gewichts (35 Prozent) ausmache, bei mehr als der Hälfte der Fischstäbchen zu einer Belastung mit "krebsverdächtigen Fettschadstoffen", bemängelt Öko-Test.

Für den Test in seiner September-Ausgabe hatte das Magazin 19 Produkte mit Fisch und weitere zwölf vegane "Fisch"-Stäbchen untersuchen lassen: in Speziallaboren auf gesundheitsschädliche Rückstände, Gräten, Nematoden, Listerien und die Gesamtkeimzahl sowie chlorierte Verbindungen in den Verpackungen, durch geschulte Sensorikexperten auf ihren Geschmack und schließlich die Deklaration auf Basis wissenschaftlicher Daten und mit Unterstützung des Meeresbiologen Dr. Rainer Froese vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Das Ergebnis von Öko-Test: Sechs im Test "gute" Produkte seien zu empfehlen, bei den veganen Stäbchen erhielten nur zwei Produkte die Note "gut".

Problematisch sei der nur rund eine halbe Minute dauernde Frittiervorgang. Er hinterlasse beim Erhitzen der pflanzlichen Frittierfette in elf von 19 Produkten Fettschadstoffe. Meistens seien es 3-MCPD-Fettsäureester, die nach Umwandlung im Magen-Darm-Trakt zu 3-MCPD beziehungsweise Glycidol als potentiell krebserregend wirken. Für die von Öko-Test zu Grunde gelegte Referenzperson – ein 30 Kilo schweres Kind – sei mit fünf belasteten Fischstäbchen die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegte maximale Tagesdosis zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft.

Öko-Test betont jedoch, dass es sich bei den für die Bewertung relevanten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte handele, sondern um solche, die von Öko-Test festgesetzt wurden. Einige Produktanbieter hatten Gegengutachten vorgelegt, laut denen die Produkte unterhalb der Abwertungsschwelle für 3-MCPD gelandet wären. Hygienisch waren fast alle Fischstäbchen einwandfrei, enthielten keine Fadenwürmer und kaum Keime.

Unter dem Aspekt der fischereilichen Nachhaltigkeit lobte das Verbrauchermagazin, dass drei Viertel der Produkte Alaska-Seelachs enthielten: Die Bestände des Fischs im Nordpazifik dürften als gesund gelten. Allerdings hätten neuere Studien ergeben, dass die bislang als vergleichsweise nachhaltig geltende Fischerei mit pelagischen Scherbrettnetzen doch problematisch sei. Denn: Die schweren Netze der Alaska-Seelachs-Fischer würden viel häufiger den Meeresgrund berühren als bisher gedacht – in der östlichen Beringsee sogar während 40 bis 80 Prozent der Fangzeit. Bekanntermaßen zerstörerisch ist die Fischerei mit Grundschleppnetzen, die etwa beim Kabeljau in der Norwegischen See und der Barentssee eingesetzt würden. Einem Anbieter warf Öko-Test vor, dass seine im Bio-Laden als "100 Prozent nachhaltig" ausgelobten Stäbchen mit Grundscherbrettnetzen gefangen werden, wie der Hersteller auf Nachfrage mitteilte. Auf der Verpackung war nur der Oberbegriff "Schleppnetze" angegeben. Der in der Nordsee gefangene Seelachs wiederum stehe "an der Grenze zur Überfischung", meint Rainer Froese.

Das MSC-Siegel, das 18 der 19 getesteten Fischstäbchen auf der Verpackung tragen, bewertet Öko-Test als "nur ein Minimalstandard", da der MSC auch Fisch zertifiziere, dessen Nachhaltigkeit von den Testern mit "mangelhaft" bewertet würde. Auch die unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit vermeintlich punktenden veganen Stäbchen kritisierte Öko-Test. Ob "vegane Fischstäbchen" oder "Fisch-Art", bemängelt wurden zugesetzte (natürliche) Aromen, enthaltene Fettschadstoffe, Keime und Mineralölbestandteile. Nur zwei der zwölf Testprodukte – von Iglo und Kaufland – schnitten mit "gut" ab. Auf die zentrale Frage, ob Fischstäbchen "gesund seien", antworteten die Tester mit einem "Jein": Fisch sei eine gute Quelle für die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Das Negativum des hohen Fettgehalts könne der Verbraucher immerhin durch die Zubereitung im Backofen, die kein zusätzliches Bratfett erfordere, abmildern.
Öko-Test bemängelt Fettschadstoffe in Fischstäbchen
Foto/Grafik: dti
Für den Test in seiner September-Ausgabe hat das Magazin 19 Produkte mit Fisch und weitere zwölf vegane "Fisch"-Stäbchen untersuchen lassen.
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