03.09.2025

Umsatz-Minus von 15,1 Prozent: Dehoga schlägt Alarm

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes sagen, dass Hoteliers und Gastronomen nach vorläufigen Ergebnissen im ersten Halbjahr 2025 real 15,1 Prozent weniger umgesetzt haben als im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Coronakrise (nominal +10,9 %, Originalwerte). Damit droht dem Hotel- und Gaststättengewerbe das sechste Verlustjahr in Folge. Auch die jüngste Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) zur wirtschaftlichen Lage bestätigt die angespannte Situation: Im Juli 2025 meldeten die Betriebe im Schnitt Umsatzverluste von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Zeitraum Januar bis Juli 2025 lag das Minus bei 8,9 Prozent.
„Die Kosten explodieren, die Gäste sind preissensibler, die Umsätze sinken. Die aktuellen Belastungen bringen viele Betriebe an ihre Grenzen“, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick auf der Pressekonferenz des Verbandes am Dienstag, den 2. September 2025 in Berlin. „Jetzt ist entschlossenes politisches Handeln nötig – für starke Betriebe, sichere Jobs und echte Perspektiven.“

Entlastung für Planungssicherheit gefordert


Für Zöllick muss spätestens zum 1. Januar 2026 die Entlastung in Kraft treten, denn die Branche brauche Planungssicherheit. Die einheitliche Besteuerung von Essen mit sieben Prozent bedeute die längst überfällige Stärkung der Betriebe im harten Wettbewerb mit Lieferdiensten, Essen To Go und Fertiggerichten aus dem Handel, die seit jeher 7 Prozent haben. „Es geht um Steuerfairness und Gleichbehandlung.“ Zöllick verwies dabei auf den Koalitionsvertrag, das Sofortprogramm der Koalition sowie die jüngsten Beschlüsse der Geschäftsführenden Vorstände von CDU/CSU und SPD in Würzburg am 29. August.

Dehoga-Umfrage: Wofür Gastronomen Spielräume nutzen wollen


An einer aktuellen Dehoga-Umfrage haben sich knapp 4.000 Gastgeber aus ganz Deutschland beteiligt: Danach fürchten fast 40 Prozent der Unternehmer Verluste, 32,9 Prozent sind diesbezüglich positiv gestimmt, 28,4 Prozent wissen es noch nicht. Auch der Kassensystem-Hersteller Orderbird hat bereits mit dem Gastrostimmungsbarometer 2025 die aktuelle Situation in der Branche eingefangen.

Mit 7 Prozent Mehrwertsteuer
• erwarten 76,2 Prozent der Betriebe eine Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation.
• 59,1 Prozent sehen die Möglichkeit, Arbeitsplätze zu sichern und neue Stellen zu schaffen.
• 58,6 Prozent würden verstärkt in Modernisierung, Digitalisierung und Kapazitätserweiterung investieren.
• 52,6 Prozent wollen Handlungsspielräumen für Innovationen verwenden.
• 47,9 Prozent sehen ihre Betriebe im Wettbewerb gestärkt.
• 44,1 Prozent der Gastronomen wollen ihren Gästen ein verbessertes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

„Preissenkungen sind keine Frage des Wollens, sondern des Könnens“, erklärte Zöllick. In vielen klassischen Restaurants liegen die Personalkosten bei über 40 Prozent, der Wareneinsatz bei über 30 Prozent. Hinzu kommen die Kosten für Energie, Versicherungen und Gebühren. So sind die Arbeitskosten seit 2022 um 34,4 Prozent gestiegen (4. Quartal 2024 gegenüber Januar 2022) sowie die Lebensmittelpreise um 27,1 Prozent, alkoholfreie Getränke um 33,7 Prozent, alkoholische Getränke um 17,9 Prozent und Energie um 27,6 Prozent (jeweils Juli 2025 gegenüber Januar 2022). Zusätzlich wird der Mindestlohn zum 1. Januar 2026 um 8,4 Prozent angehoben.

Dehoga beobachtet „Trading down“


Die hohen Preise belasten nicht nur die Restaurants, Gasthäuser und Cafés, sondern auch die Gäste. Preissensibilität und Konsumzurückhaltung nehmen zu. Viele Menschen gehen seltener essen, wählen günstigere Gerichte oder verzichten auf Vorspeisen. Fast drei Viertel (72,1 %) der gastgewerblichen Unternehmer gaben an, in den vergangenen Jahren notwendige Investitionen nicht mehr tätigen zu können. Über das Restaurant-Verhalten der Deutschen gibt es von Lightspeed, ein Anbieter von cloudbasierten Kassensystemen, eine aktuelle Studie.

Buchungslage hinter den Erwartungen


Auch die Hoffnung auf eine sommerliche Belebung hat sich nicht erfüllt. Für die Monate August und September bewerten 32 Prozent der Betriebe ihre Buchungs- und Reservierungslage als schlecht bis sehr schlecht. Lediglich 23,8 Prozent sprechen von einer guten oder sehr guten Buchungs- und Reservierungslage.
Die größten Sorgen der Unternehmer sind steigende Personalkosten (85,4 %), steigende Kosten bei Lebensmitteln und Getränken (85,2 %) und wachsende Energiekosten (76,6 %) sowie die Bürokratiebelastung (76,0 %).

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