27.02.2023
Özdemir: Werbeeinschränkungen für ungesunde Lebensmittel
Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) will Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt einschränken. Diese solle sich künftig nicht mehr an Kinder richten dürfen, das betreffe alle relevanten Medien, einschließlich Influencermarketing und Sponsoring, heißt es in der Gesetzesinitiative. Auch Außenwerbung im Umfeld von Schulen, Kitas, Spielplätzen und Freizeiteinrichtungen werde reglementiert.
Bisherige freiwillige Selbstverpflichtungen und Branchenregeln hätten Kinder nicht effektiv vor negativen Werbeeinflüssen geschützt, so Özdemir. Aber gerade im Kindesalter werde das Ernährungsverhalten entscheidend geprägt.
Die Beurteilung eines hohen Zucker-, Fett- oder Salzgehaltes soll sich an den Anforderungen des Nährwertprofilmodells der Weltgesundheitsorganisation orientieren.
Laut Ministerium sind rund 15 Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland übergewichtig, darunter knapp sechs Prozent adipös. Die gesamtgesellschaftlichen direkten und indirekten Kosten von Adipositas werden in Deutschland auf etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft lobte, Özdemir sei mit der Gesetzesinitiative "ein großer Wurf gelungen". Foodwatch sprach von einem "Meilenstein im Kampf gegen Fehlernährung". Kritik kam vom Koalitionspartner FDP. Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, kündigte laut Tagesschau an, Özdemir werde innerhalb der Koalition "keine Mehrheit finden".
Der Lebensmittelverband Deutschland wies die Aussage von Özdemir zurück, dass die Lebensmittelwirtschaft "Geld damit verdient, in dem man die Gesundheit der Kinder ruiniert". Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, kritisiert: "Eine solche bösartige Aussage, die eine ganze Branche diffamiert, ist eines Bundesministers nicht würdig. Dies stellt Cem Özdemir zudem ein erschreckendes Zeugnis über seine Einstellung zu Grundwerten und Grundlagen einer sozialen Marktwirtschaft aus."
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