09.03.2023

"Nachlassender Kostendruck": Dr. Oetker entschärft Sparpläne

Der Nahrungsmittelkonzern Dr. Oetker entschärft sein Sparprogramm, weil der Kostendruck insbesondere bei Energie nachgelassen hat. Statt ursprünglich angestrebter dauerhafter Einsparungen von 250 Millionen Euro möglichst schon in diesem Jahr geht es nun um Kostensenkungen von rund 125 Millionen auf Zwölfmonatssicht. Das berichtet das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt. Tiefe Einschnitte und ein größerer Stellenabbau sind zumindest vorerst vom Tisch.

Zu den Einsparungen beitragen sollen insbesondere rund 350 von mehr als weltweit 1000 Vorschlägen auch aus Mitarbeiterkreisen, die nun zeitnah umgesetzt werden sollen. Die Palette der Ideen reiche dabei von weiteren Optimierungen im Produktionsprozess über Verpackungen und Zutaten bis hin zu Einsparungen bei Büromaterial. Einsparpotentiale sieht der Nahrungsmittelhersteller zudem im Einkauf. Und durch einen weiter verringerten Einsatz von Salz, Zucker und Fett, was neben geringeren Kosten auch verbesserte Nährwerte bedeute.

Als zentralen Baustein, steigenden Kosten zu begegnen und günstiger produzieren zu können, sieht Konzernchef Albert Christmann die weitere Digitalisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz. In diesem Zusammenhang hat die Einführung einer neuen Software zur Steuerung und Auswertung aller Firmenprozesse aktuell Priorität.

Während das Unternehmen bei Vorstellung der Pläne Ende September erklärt hatte, dass es auch zu Stellenabbau in nicht genannter Größenordnung kommen werde, ist ein substantieller Wegfall von Arbeitsplätzen jetzt kein Thema mehr. Nur einige Jobs werden tatsächlich kurzfristig gestrichen. So wird im Sommer ein Pudding- und Backpulverwerk in der Slowakei mit 70 Mitarbeitern geschlossen, das nicht wirtschaftlich arbeite. Es sei im weltweit 31 Produktionsstandorte in 21 Ländern umfassenden Firmenverbund eines der kleinsten, erklärt Oetker-Sprecher Jörg Schillinger.

Auf lange Sicht dürfte aber auch die weltweite Oetker-Belegschaft von derzeit knapp 18.000 Beschäftigten schrumpfen - insbesondere durch Rationalisierung, Automatisierung und Digitalisierung. "Das wird im Wesentlichen über die normale Fluktuation erfolgen", betont Schillinger. Und vor dem Hintergrund, dass es auch für Dr. Oetker gerade hierzulande immer schwieriger werde, genügend Fach- und Arbeitskräfte zu finden. In Deutschland beschäftigt Dr. Oetker aktuell rund 4600 Mitarbeiter,

"Wir spüren eine gewisse Kaufzurückhaltung, die Geschäftsentwicklung ist aber stabil", sagt Oetker-Sprecher Jörg Schillinger zur aktuellen Lage. 2021 hatte Dr. Oetker - wie im Vorjahr - 3,71 Milliarden Euro umgesetzt. Es werde weiterhin Wachstum angestrebt und auch Ausschau nach Übernahmekandidaten gehalten, sagt Schillinger. Ganz frisch ist der Zukauf der führenden belgischen Back- und Puddingmarke Imperial zum 1. März vom spanischen Konzern GB Foods.

Noch höher als geplant sollen derweil die mit dem Effizienzprogramm zunächst auf 500 Millionen Euro bis Ende 2025 bezifferten Investitionen ausfallen. Inklusive Ersatz- und Instandhaltungsmaßnahmen ist nun von 800 Millionen Euro die Rede. Dazu zählen auch Solaranlagen, um sich unabhängiger von Energiekostensteigerungen zu machen.
"Nachlassender Kostendruck": Dr. Oetker entschärft Sparpläne
Foto/Grafik: Dr. Oetker
„Gewisse Kaufzurückhaltung, aber stabile Geschäftsentwicklung“: die Unternehmenszentrale von Dr. Oetker in Bielefeld.
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