10.12.2024
EU-Landwirtschaft kritisiert Mercosur-Abkommen
Das Mercosur-Abkommen ruft die Kritik der deutschen und europäischen Landwirtschaft auf den Plan. Die Europäische Kommission und offizielle Vertreter der Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) hatten sich Ende letzter Woche über das bilaterale Freihandelsabkommen geeinigt.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, zeigt sich enttäuscht, dass das Mercosur-Abkommen ohne wesentliche Veränderungen des Agrarteils zum Abschluss gebracht wurde: „Wir Bauern wurden nicht gehört. Dieses Abkommen geht einseitig zu Lasten der europäischen Bauern und schwächt unsere Betriebe massiv im Wettbewerb. Damit ist es das Gegenteil der von der EU-Kommission zugesagten Stärkung der europäischen Landwirtschaft. Die geplanten Mechanismen zum Schutz europäischer Standards für Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung sind nach wie vor völlig unzureichend. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat als nun entscheidende Institutionen dürfen das Abkommen in dieser Form nicht annehmen!“
ZDG: Fehler mit weitreichenden Folgen
Die Qualität und die Sicherheit von Lebensmitteln auf dem EU-Markt könnten unter dem Abschluss leiden, kritisiert der Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Das Abkommen stehe im direkten Widerspruch zu Standards für Tierwohl und Nachhaltigkeit, die in Deutschland und der EU gelten. Auch die Sozialstandards entsprächen nicht dem EU-Niveau, so der ZDG.
„Langfristig gesehen birgt der Mercosur-Vertrag die Gefahr, dass wir in Europa und in Deutschland die Souveränität verlieren und abhängig werden von Lebensmittelimporten, selbst bei so wichtigen und beliebten Lebensmitteln wie Geflügelfleisch“, kommentiert ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher. „Das ist das langfristige Risiko. Kurzfristig, quasi unmittelbar mit Inkrafttreten des Abkommens, kann der europäische Markt mit Billigfleisch geflutet werden, das den Standards der EU nicht entspricht. Die EU tritt damit ihre eigenen Ziele und Bemühungen für mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit in der europäischen Lebensmittelwirtschaft mit Füßen. Übrigens auch die Wünsche der Bürger in der EU.“
EU-Landwirte: Unausgewogenes Agrarkapitel
Auch der Dachverband der EU-Landwirte und –Genossenschaften, COPA-COGECA, kritisiert das Abkommen: „Wir erkennen zwar an, dass die EU ihre Handelsbeziehungen im derzeitigen geopolitischen Kontext vertiefen muss, doch darf dies nicht um jeden Preis geschehen. Der EU-Agrarsektor ist nach wie vor besonders anfällig im Hinblick auf die Zugeständnisse im unausgewogenen Agrarkapitel dieses Abkommens. In sensiblen Sektoren wie Rindfleisch, Geflügel, Zucker, Ethanol und Reis besteht ein erhöhtes Risiko der Marktsättigung und von Einkommensverlusten aufgrund des Zustroms von Billigprodukten aus den Mercosur-Ländern. Dieses Abkommen wird die wirtschaftliche Belastung vieler landwirtschaftlicher Betriebe, die bereits mit hohen Betriebsmittelpreisen und schwierigen klimatischen Bedingungen zu kämpfen haben, noch verschärfen.“
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